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Hält der neue Bürgermeister sein Wort ?

Liebe Freunde,

der Initiative Friedhofkultur Wallhausen. Im Amtsblatt der Gemeinde Wallhausen, vom 07.10.2022 (Nr.40), begrüßt der neue Bürgermeister Andreas Frickinger die Bürgerschaft auf der Titelseite mit den Worten:

„Liebe Bürgerinnen und Bürger: „Nichts ist so beständig wie der Wandel!“ sagte einmal Albert Einstein. Diese Herausforderung möchte ich zusammen mit Ihnen meistern. Ich freue mich, mit Ihnen ins Gespräch zu kommen. Sagen Sie mir, was Sie bewegt und was Sie sich für die Zukunft unserer Gemeinde vorstellen. Gemeinsam Zukunft gestalten. Ihr Bürgermeister Andreas Frickinger.“

Wie steht der neue Amtsinhaber zum Wandel in der Friedhofskultur? Ist der neue Bürgermeister ein Anwalt aller Bürger? Wird er sein Gruß-Wort einlösen oder ist er jemand der sein Wort nicht hält.

Am 24.10.22 hat Hartmut Schott einen Gesprächstermin mit dem neuen Rathauschef. Wird er die Tradition und die Innovation in der Bestattungskultur gleichemaßen würdigen und willkommen heißen? Wird er den gesellschaftlichen Wandel in der Friedhofskultur in Wallhausen ausschließen, wie seine Vorgängerin? Der Gesprächstermin wird aufschlussreich und möglicherweise wegweisend für die Friedhofskultur in Wallhausen.

 

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Wenn das Rathaus die Trauer in Ketten legt

Die Moderne ist auf dem Land sichtbar lebendig, nicht überall. In Wallhausen gibt es viel Bewegung. Es gibt eine neue Kläranlage auf dem neusten Stand der Technik, eine Ladestation für E-Autos und einen abgeschlossenen Internet-Breitband- Ausbau. Auf dem Friedhof bestimmen jedoch weiterhin Verordnungen und Vorgaben von Gestern, manchmal selbstbestimmt, den Einzug einer zeitgemäßen Bestattungskultur in die Moderne. Warum ist das so? Warum werden Hinterbliebene in ihrer Trauer gegängelt, bevormundet und in Ketten gelegt?

Der Soziologe Dr. Thorsten Benkel beantwortet die Frage als Wissenschaftler präzise und einfach.
„Wer, wenn nicht die Angehörigen und Hinterbliebenen, können entscheiden und justieren, was sich aus dem Ensemble denkbarer und praktizierter Trauerhandlungen im individuellen Einzelfall als anschlussfähig herausstellen wird? Wer, wenn nicht diejenigen, die sich der sozialen Konstruktion ›Trauer‹ und ihrer hintergründigen, ordnungsgebenden Macht aussetzen, sollen definieren können, was unter den Ritualdesignangeboten überkommen, was noch praktikabel und was zukunftsträchtig ist? Pauschalismen sind fehl am Platz, denn sie lähmen die Trauer: sie nehmen ihr das lebendige Entfaltungs-, Gestaltungs- und auch Verdrängungspotenzial.
Starre Regelungen haben durchaus ihre funktionsträchtige historische Phase erlebt; die Permanenz des sozialen Wandels ist jedoch das Gegengift wider die institutionelle Selbstgefälligkeit. Wo sich nichts mehr bewegt, herrscht der Tod.
Gesellschaftliche Spielregeln, die die Trauer in Ketten legen, verwandeln sie; aus einer lebendigen Empfindung wird eine pauschale Empfindung.
Persönliche Perspektiven auf den angemessenen Umgang mit dem Sterben und dem toten Körper, mit dem Abschied und der Erinnerungsstätte sind selbstverständlich manchmal provokant. Sie mögen auf Beobachter deplatziert wirken, oder unangemessen, oder schlichtweg falsch. Eine unabhängig vom individuellen (und darin eben auch zur Autonomie strebenden) Willen geltende Vorschrift, die dies einschränkt, kann eine Waffe sein, mit der Unbedingtheits-ansprüche durchgefochten werden können. So unbedingt aber, dass selbst höchstprivate Empfindungen sich ihr formelhaft unterwerfen müssen, sollte in einer individualitätsgeprägten Gesellschaft keine Norm mehr sein. Ihre Leistung ist ansonsten nicht die Lösung von Problemen, sondern die Erschaffung derselben; sie verdinglicht. Damit will ich sagen: Ohne Autonomie der Trauer ist die Trauer selbst ein Symptom fehlender Lebendigkeit. Dass Trauer nichts Totes, sondern etwas Lebendiges ist, muss in der deutschen Gesellschaft noch gelernt werden.“