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Die Provokation der Auferstehung auf dem Friedhof

Liebe Freunde, 

ich dachte immer, dass Christen an die Auferstehung, als ein freudiges, herrliches Ereignis, glauben. Nach einem Jahr Friedhof-Drama bin ich mir nicht mehr sicher. Zumal ein Pfarrer mir mit vorgehaltener Hand sagte, dass er am Grab den zweiten Teil der Aussage von Jesus Christus:  „Ich bin die Auferstehung, und ich bin das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, selbst wenn er stirbt“, immer weg lässt, weil es die Leute überfordern würde.

Wir haben der Figur von Ricardo, die der Berliner Bildhauer Bertold Grether in einem Höchstmaß an künstlerischer Gestaltungskraft geformt hat, den Titel „Auferstehung“ gegeben und auf der Gedenktafel eingraviert. Es ist paradox, dass ausgerechnet die kühne künstlerische Darstellung der Auferstehung, in Form, Farbe und Lebendigkeit der Figur des Verstorbenen, vom Friedhof entfernt werden soll. Möglicherweise überfordert es einige Personen, seien es Christen, Nicht-Christen oder Atheisten, die sich von der Auferstehung an sich und ihrer künstlerischen Darstellung provoziert fühlen.

Wer die Freiheit einfordert den Tod, die Leblosigkeit und die Farblosigkeit  auf den Gräbern zu zelebrieren, der muss auch die Freiheit des Anderen respektieren, die das Leben, die Lebendigkeit und die Farben auf den Gräbern lieben. Die Freiheit der persönlichen Grabgestaltung auf dem Friedhof hat die Größe von 1mx2m, die jedem Einzelgrab in gleichem Maße zugeteilt ist. Wir fordern jeden Friedhofsbesucher auf den Hinterbliebenen mit Toleranz, Mitgefühl und Mitmenschlichkeit zu begegnen und ihre individuelle Erinnerungsstätte auf dem Friedhof zu respektieren.